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Zeitzeuge im Unterricht

Haftbedingungen und Überwachung - Zeitzeuge berichtete Schülern von Erlebnissen in der DDR

Ruhrnachrichten vom 10.03.2020; Text und Foto von Carina Strauß



Geschichtsunterricht mal anders gab es für Schüler der JCS Schule. Burkhard Seeberg erzählte von seinen Erlebnissen mit der Stasi. Inklusive den Vorschriften, wie man zu sitzen hat.



Jan Holthusen, Geschichtslehrer an der Johann-Conrad-Schlaun-Schule, ist „ein Befürworter davon, soziale Wirklichkeit ins Klassenzimmer zu holen.“ Und genau das hat er am Donnerstag (5. März) in Form von Burkhard Seeberg getan, der Ende der siebziger Jahre in Gefängnissen der Staatssicherheit der DDR saß.


Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 haben sich auf den Vortrag des Zeitzeugen intensiv vorbereitet. „Die Schülerinnen und Schüler haben in Gruppen Fragen zu verschiedenen Themen vorbereitet.
Fragen zur Jugend in Westdeutschland, Erleben der DDR und Haftzeit und zum Leben nach der Haftentlassung“, so Holthusen. Im Unterricht habe man bereits die Zeit bis zur doppelten Staatsgründung DDR und BRD 1949 besprochen.

Mit viel Humor und kleinen Wissensfragen, die die Schüler zum Mitmachen annimierten, führte Burkhard Seeberg durch seinen Vortrag. Seit mittlerweile elf Jahren reist er als Zeitzeuge durch die Schulen und berichtet von seinen Erfahrungen im Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen und in der Strafvollzugsanstalt Bautzen II.
Entsetzen und Erstaunen gab es bei den Schülern, als der Zeitzeuge von seinen Haftbedingungen erzählt. In der Zelle hätte man nur nachts auf der Pritsche liegen dürfen. „Tagsüber durfte man auf dem Hocker sitzen, allerdings ohne sich an die Wand zu lehnen“, so Seeberg. Verstieß man gegen diese Regeln, wäre gegen die Tür gehämmert worden. „Am Anfang hat man sich noch einschüchtern lassen. Später hat man denen dann nur noch den Stinkefinger gezeigt.“
Nachdem er zu drei Jahren Haft wegen „versuchten Menschenhandel“ und seine Freundin zu zwei Jahren und zwei Monaten wegen „versuchter Republikflucht“ verurteilt worden waren, kam Seeberg nach Bautzen II und seine Freundin ins Frauengefängnis Hoheneck.
Besonders die Freundin von Seeberg hat es hart getroffen. „Sie war mit sechzehn Frauen in einer Zelle“, sagt Seeberg. Darunter seien auch Mörderinnen gewesen. 1980 wurden Seeberg und seine Freundin für jeweils 70.000 Mark West von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.

„Trotz des relativ frontalen Vortrags, fanden die Schülerinnen und Schüler die Begegnung spannend und nicht langweilig“, so Geschichtslehrer Jan Holthusen am Montag. Die Schüler hätten gesagt, dass sie normalerweise nicht drei Schulstunden „untätig zuhörend“ dasitzen könnten, aber durch die persönliche Geschichte und den spannenden Vortrag sei das kein Problem gewesen.


Marlene Bücker, Schülerin im Geschichtsleistungskurs, fand den Vortrag „total gut“. Sie findet es wichtig, solche Vorträge zu hören, solange man noch Zeitzeugen hat. Es sei etwas ganz anderes mit jemanden darüber zu sprechen, der es selbst erlebt hat. „Ich fand es beeindruckend, wie offen er damit umgeht.
Das können andere vielleicht nicht so. Und das er auch offen und ehrlich die Fragen beantwortet hat.“ „Es ist ganz spannend, das von jemandem zu hören, der hautnah dabei war“, sagt auch Schülerin Janina Hessel.

Im Unterricht will Jan Holthusen weiter auf dem Thema aufbauen: „Es geht jetzt um die ‚neue Ostpolitik‘ und ‚Wandel durch Annäherung‘ durch Willy Brandt. Diese veränderte Außenpolitik hat den Freikauf politischer Gefangener aus der DDR erst ermöglicht. Danach besprechen wir den Zusammenbruch der DDR und die Wiedervereinigung.
Die vom Zeitzeugen angesprochenen Missstände in der DDR werden in diesem Zusammenhang ebenfalls wieder aufkommen.“ Eine junge Geschichtskollegin habe außerdem die Gelegenheit genutzt und direkt einen Termin mit Herrn Seeberg für ihre 10. Klasse ausgemacht.

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