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Wir gedenken der Opfer des 2. Weltkriegs
Gedenkaktion an der JCS: So sehen sechzig Millionen aus
Zum 8. Mai gedenkt unsere Schule der Todesopfer in einer außergewöhnlichen Installation
Wer am 8. Mai den Eingangsbereich der Johann-Conrad-Schlaun-Schule Nordkirchen betritt, steht zunächst einmal vor einer langen Wand aus Stellwänden. Auf den Stellwänden befinden sich in Zweierreihen graue DIN A3 Blätter. Wer sich ihnen nähert, erkennt, dass die Blätter tatsächlich gar nicht grau sind – sie sind übersäht mit tausenden Punkten in verschiedenen Graustufen. „Es sind genau 156.250 Punkte pro Blatt“, erklärt Nils Seik, einer der Lehrer, der die Installation ins Leben rief. „Wenn wir alle 384 Blätter zusammenrechnen, kommen wir also insgesamt auf sechzig Millionen Punkte.“ Diese Zahl ist alles andere als ein Zufallsergebnis. Historiker gehen davon aus, dass im Zweiten Weltkrieg über sechzig Millionen Menschen getötet wurden.
Am 8. Mai vor genau 80 Jahren endete dieser Krieg in Europa mit der Kapitulation Deutschlands. „Es geht bei dem Modell nicht darum, die Toten des Weltkriegs abzubilden“, betont Mark Tippmann, der zweite das Projekt betreuende Lehrer. „Ein einfacher Punkt kann wohl kaum einem Menschenleben gerecht werden. Vielmehr geht es uns darum, der Schulgemeinschaft zu zeigen, was für eine ungeheure Zahl sechzig Millionen eigentlich ist.“ Und diese Wirkung erreicht die Installation auf jeden Fall. Wenn man nur etwas länger auf eines der Blätter schaut, wird es einem schwindelig von der unfassbaren Menge an Punkten. Geht man durch die Arbeit hindurch, die wie ein großer, auf beiden Seiten behängter Korridor aufgebaut wurde, verliert man sich komplett in der schieren Masse und es wird einem klar, dass kaum ein Mensch diese enorme Zahl wohl überhaupt begreifen kann.
Beim Aufbau der Installation geholfen hat, wie es sich für eine Gesamtschule gehört, die gesamte Schulgemeinschaft – vom Sekretariat über die Schüler bis hin zu Referendaren und Lehrkräften. Wer Zeit und Lust hatte, konnte sich einige der über 1.500 verwendeten Reißzwecken nehmen und ein paar Blätter aufhängen. Und das Ergebnis der Aktion? Obwohl die Arbeit nur mit einigen wenigen Informationsplakaten am Rand des Raums versehen wurde, scheint der 8. Mai als Tag der Befreiung überall im Schulgebäude präsent zu sein. Ein kleiner Briefkasten, in dem Schüler ihre Fragen, Wünsche und Sorgen zum Thema hinterlassen können, wird intensiv in Anspruch genommen. Die Lehrer berichten davon, dass sie immer wieder nach den Punkten gefragt werden – auf diese Weise entstehen dann teils wirklich intensive Gespräche. Eine Lehrerin für Gesellschaftslehre erzählt, dass sie spontan zwei Unterrichtsstunden lang mit einer fünften Klasse über den Weltkrieg, Kriegsgeschichten aus den Familien der Kinder, Menschenrechte und Rechtsextremismus sprach. Offenbar hatten die sechzig Millionen Punkte einen enormen Redebedarf bei der Klasse ausgelöst und damit auf jeden Fall ihr Ziel erreicht, oder um es mit den Worten einer Neuntklässlerin zu sagen: „Das ist wirklich ein super Projekt!“